jedem sein Haus

A R C H I T E K T U R B Ü R O    Hans-Ulrich   R E I M E R S

Ein Grundrecht auf Wohnen:

ISO bedingungsloses Grundhaus

Das bedingungslose Grundhaus

Unter bestimmten Voraussetzungen kann eine Volkswirtschaft das Grundrecht auf Wohnen garantieren. Im Folgenden zeige ich am Beispiel eines überschaubaren 24qm Grundrisses die rein technischen Möglichkeiten auf.

Radikal nachhaltig

Die Kriterien:

  • besonders Energieeffizient
  • Baustoffe aus der Region
  • niedrigst möglicher Veredlungsgrad
  • leicht verfügbar
  • kostengünstig
  • schadstoffunbelastet
  • gefahrlose Rückführung aller verwendeter Materialien
  • unmittelbar Kompostierbar
  • Möglichkeit der Nachnutzung
  • Ohne Vorkenntnisse Material mit bloßer Hand modellierbar
  • Reparaturen von Laien durchführbar

 

Die Materialpalette:           (Alle konventionellen Wärmedämmungen bzw. sind Oberflächen als als Alternativen                                                              natürlich genauso möglich)

  • Außenbekleidung Lehmputz
  • Wärmedämmung Strohballen
  • statisches Tragwerk bestehend aus geschälten Rohholzstämmen (einseitiger Schwartenabbund) zwischen  Ober- und Untergurt zu einem Wandtafelelement  ausgerichtet sowie aussteifender Rückwand aus OSB-Platten
  • Massivhauskomponente Strohlehmsteine gestapelt (gesichert durch Ankerbretter)
  • Innenwände Lehmputz, Kalkkaseinfarbanstrich

Im System

Der konkurrenzlose Vorteil eines Elementbau-Systems ist der Zeitfaktor, denn das  wesentliche Merkmal besteht darin, sämtliche Tragwerk-Segmente samt Dach innerhalb von 1-2 Tagen per Autokran auf einen vorbereiteten Fundamentsockel aufgestellt zu bekommen. So entsteht der Vorteil, kurzfristig eine trockene Einhausung für den weiteren Ausbau zu bekommen. Alle weiteren Maßnahmen können im Anschluss ohne Zeitdruck unabhängig voneinander sukzessive, ohne tiefgreifende Fachkenntnissen durchgeführt werden.

Bauen sollte Spaß machen, doch es darf in kein Abenteuer mit elender Plackerei münden. Hier scheint das Bündeln von Knowhow in Form von Vorfertigung sinnvoll. Die Serienfertigung innerhalb eines Fertigteil-Bausystems hat den großen Vorteil, dass sich die Erfahrungen von Wiederholungen auf eine günstige Preiskalkulation auswirken und sich eine zuverlässige Zeitschiene ergibt. Zusätzlich können intelligente Maschinen in einer Halle die ohnehin schon effektive Vorfertigung noch weiter optimieren helfen, als es sonst auf dem Bauplatz möglich ist. Damit werden ganz einfach die häufigen Bauzeitverzögerungen und Risiken durch menschliche Faktoren von der  Baustelle verbannt, so die Theorie. Diesen Ansatz hatten in den letzten Jahrzehnten bereits einige Fertighausanbieter verfolgt, obwohl z.B. das Meckermannhaus bzw. auch andere  aus den 70ern eher für offene Fugen, knarren zwischen den Geschossebenen und Wohngifte stand. Seit dem haben sich aber viele neue Anbieter, auch mit guter Qualität im Ökobereich etabliert.

Unterschiedliche Bauweisen sollen aber trotzdem weiterhin nebeneinander bestehen bleiben, denn aufgrund guter konventioneller Planung können viele Montagefehler der Fertigbauer ausgeglichen werden. Der gesamte Industriebau ist letztlich ja auch ein Systembau, aber mit einer ganz anderen Zielsetzung. Auch fließen ständig Teilfertiglösungen wie ganze Fassaden oder Treppenläufe ins Baugeschehen diverser Großbaustellen mit ein, womit sich Massivbauweisen gegenüber dem Fertigteilbau weiterhin behaupten können. Auch steht, eine Bauweise mit schweren Wänden für Solidität, zudem sind viele Details bereits gut erprobte Standards. Stahlbeton, Styropor und Trapezbleche haben aber mit Nachhaltigkeit nichts gemein. Auch besteht die Gefahr, dass ein Heer von fremdbestimmt unterbezahlten Schnellarbeitern im Übergalopp unwürdig missbraucht wird. Demgegenüber wäre ein Arbeiten nach dem Lustprinzip zwar menschenwürdig, gilt jedoch als Hirngespinst. Aber was jetzt noch nicht funktioniert, kann ja trotzdem irgendwann die Lösung bringen.

Doch die von mir propagierte Kombination aus Fertighaus mit Lehmsteinausfachungen soll den späteren Nutzer größtmöglich mit einbeziehen helfen und ihm vielseitige eigene Spielräume bieten, was dadurch als elementarer Beitrag in Richtung Freiheit gemeint ist. Es ist der Versuch, sich die Vorteile zweier Systeme, Elementbau und konventioneller Massivbau, zugunsten einer ganz anderen Möglichkeiten des Bauens zugutekommen zu lassen. Das Handwerk soll wieder in die Breite getragen werden, um so zu helfen, hoffentlich die Kluft zwischen Theorie und Praxis abzumildern. Aber das wichtigste ist eigentlich der Effekt, eine Welt für alle zu schaffen, bei der niemand mehr über den anderen hinweg bestimmen muss, weil die Weichen so eingestellt werden, damit alle Menschen gleichberechtigt zusammenleben können. Die große Kunst besteht darin, hier probate Lösungen bereitzuhalten um Lebensformen zu ermöglichen, bei denen dann die Versorgungslage rundum trotzdem gesichert ist und sich zusätzlich sogar noch ein Mehrwert einstellt, weil die Lebensqualität insgesamt zunimmt.

Anzustreben wären Baugemeinschaften im ähnlichen System, um sich gegenseitig zu unterstützen. Alle weiteren Baustoffe wie Strohballen, Lehmsteine oder Objekte stehen dann den Gemeinschaften baumarktmäßig in ausreichender Menge vor Ort zur Verfügung. Schwere Massen müssen nicht zusätzlich über lange Distanzen transportiert werden. Sie werden vor Ort vorgehalten. Lediglich das nur noch geringe Transportgewicht der nackten Holz-Elemente aus dem Werk wird per Tieflader herangeschafft.

Ständerbau

Im folgenden die drei Segmente (dargestellt in einem Modell)

3D-PräsentationLehmInnen

  Modellskizze 1

3D-PräsentationLehmAußen

  Modellskizze 2

Vorfertigungsgra d

Einschlagmutter m12

Einschlagmutter

Querankerbolzen

Queranker (M12 auf Lochstreifen gepunktet)

Regelstütze(Abbund zweiseitig)

RundholzStiel Ecke 2Abbund
RundholzStiel 1Abbund

Regelstütze (Abbund einseitig)

Segment I (oben rechts)

Segment III  (Innenwand ohne Aussteifung)

obere Segment I EckeStiel-Blattung Segmentrahmen III ohne Rückseite

Die Idee, hinter einem möglichst hohen Vorfertigungsgrad besagt - möglichst viel Knowhow zu Gunsten einer Serienfertigung ins Werk zu verlagern. Statische Berechnungen brauchen nur einmal für das Mustergebäude zu erfolgen.

Alle Varianten, die sich innerhalb der Systemgrenzen bewegen, unterliegen einer generellen Typenbaugenehmigung. Einzelanfertigungen sind immer aufwendiger, denn alle Arbeitsschritte lassen sich in der Halle viel besser optimieren und somit per Prozessoptimierung mit speziellen Maschinen am effektivsten auszuführen.

Segmentrahmen I

Segment I

Segment I (unten rechts)

unteresSegment I EckeStiel-Kupplung
Stiel-Kupplung

Untergurt Segment I (Ausfräsung für die Kupplung zu Segment II)

Segment II (unten)

Segment III (oben, Variante Robienienholz)

Segment III obenEcke
obere Segment II EckeStiel-Blattung a
untere Segment II EckeStiel-Kupplung

  Segment II (oben)

unterer Riegel Ecke kein Stiel-Kupplung a

Detail

Untergurt Segment II (Ausfräsung für die Kupplung zu Segment I)

unterer Riegel Ecke kein Stiel-Kupplung

Der Versuch den Schwarten-Abbund für das Modell hin zu bekommen, war so eingespannt provisorisch auch möglich.

(In der Fertigung kämen Profimaschinen zum Einsatz)

Baue selbst mit

Aufgrund der gesellschaftlichen Brisanz, die Wohnen nun einmal ganz allgemein für die Menschen mitbringt, können gemeinschaftliche Lebensformen allmählich einen ganz anderen Stellenwert in der Gesellschaft erlangen, als uns bisher vorgelebt wurde. Wir befinden uns noch immer auf einem Weg hin zur natürlichen Normalität.

Unser neoliberaler Wirtschaftsbezug sieht normalerweise für das Wohnen einen Mietenfaktor vor, oder für wohlhabendere Bauwillige eine Kreditvergabe mit Aufteilung des Baugeschehens in Gewerke und Einzellose. Eine Entfaltung einfach aus der Spardose ist nur den Wenigsten vergönnt. Bauen geschieht daher eigentlich ausschließlich unter Kostengesichtspunkten und führt im Extremfall immer zum fremdbestimmten Schnellarbeiter im Dauergalopp bei Selbstausbeutung.  Es ist aber unwürdig, erwachsenen Menschen überhaupt Anweisungen geben zu müssen.

Durch einen bislang ungewollten, nun aber gestiegenen Eigenleistungsanteil können auf einmal ganz andere Kostenstrukturen dem Menschen den Zugang zu seinem Eigenheim  ermöglichen und plötzlich eine ganz neue Perspektive des Seins eröffnen. Grundlage ist hier eine Art des Bauens, die sich am menschlichen Maßstab wie z.B. den Kindern, der Familie und vor allem den Großmüttern, der eigentlichen Stütze unserer Gesellschaft, orientiert.

Biertisch missbraucht

Abbund provisorisch (nur fürs Modell)

Im Limit

Erbpacht

Die Entdeckung der Langsamkeit und dabei die Freude am erfüllten Arbeiten wird allmählich die Mitte der Gesellschaft erobern müssen. Es gilt die Gesellschaft und Generationen wieder zusammen zu führen und ausgerechnet Bauen in Gemeinschaften ist da die wichtigste Stellschraube, um am effektivsten in Hinblick auf Gerechtigkeit und wirkliche Demokratie ein zu wirken.

Der Weg ist das Ziel, irgendwann dürften wir also in Rom angekommen sein. Hier fragen wir uns allerdings, von wo nun all diese „Wege nach Rom“ denn wohl herkommen mögen, von denen ständig die Rede ist? Dieser Globus ist ziemlich groß und ob da wirklich in Rom alle Fragestellungen beantwortet werden können? Das bleibt abzuwarten, denn das ganz große Fragezeichen könnte bestehen bleiben, oder vielleicht spielen sich nur ganz winzige Nuancen dann doch etwas anders ab, schließlich wird noch vieles, wie durch die Poren, von unten nach oben dringen müssen. Deswegen taugen mit Sicherheit sinnvolle Beschäftigungsprogramme zu nachhaltigen Wohnformen, die dem Gemeinwohl dienen, sehr gut als Alibi für eine bessere Welt, auch wenn im Entwicklungsstadium hier oder da noch die eine oder andere Schraube klemmt, aber der Sache zuliebe sind wir es zumindest schuldig.

Sehen wir es doch einfach mal alles positiv, denn weltweit werden uns zunehmend klimabedingte Wetterereignisse einen, auch wenn da wieder einmal so einiges anders ist. Es ist gut möglich hoffentlich hier, über den Weg des kleinsten gemeinsamen Nenners „Wohnen“, endlich unterschiedlichste Kulturen erreichen zu können. Das ist dann kein Multikulti, sondern eine ganz normale Umgangsform, wie auf einem großen Kreuzfahrschiff, bei dem ja auch jeder auf jedem Deck gleichberechtigt gerne miteinander verkehren möchte. Drücken wir die Daumen, endlich Freiheit und damit Frieden über ein ganz urtümliches Vehikel, dann doch noch durch die Hintertür geholpert zu bekommen, dem einfachen „so dasein zu dürfen“.

Je mehr Menschen desto grüner die Erde. Wir sind bereits viele Milliarden, mit der Tendenz uns noch weiter zu verdoppeln. Einerseits ist das der Alptraum, man denke nur an den jetzt schon zugespitzen Wassermangel vieler Regionen, aber andererseits ist es auch die große Chance. Wir leben auf dem blauen Planeten mit ganz großen Ozeanen und darin ist viel Wasser. Zwar ist da vieles drin was wir nicht wollen, aber gleichzeitig haben wir es ja auch in Rekordzeit geschafft so viel CO² in die Atmosphäre zu blasen, für dessen Einlagerung die Erde Jahrmillionen benötigte.

Eigentlich alles gar kein Problem, denn wir haben Unmengen arider Zonen auf diesem Planeten, die nur darauf warten, begrünt zu werden und Pflanzen brauchen neben Wasser bekanntlich CO². Doch wer außer Menschen soll nun für die vielen Bepflanzungen sorgen? Von alleine passiert bekanntlich nichts. Da schreit etwas noch ganz großer Organisation, könnte man denken, aber was passiert eigentlich, wenn wir es zuvor lernen, so miteinander umzugehen, dass niemand mehr einem anderes etwas sagen muss und der Laden dann trotzdem läuft.

Bauen wir aufs Bauen, denn die Intelligenz der Menschen wird hoffentlich noch einmal zu etwas nützlich sein, ansonsten treten wir uns auf einmal sehr auf die Füße. Die Hoffnung stirbt zuletzt, ich zumindest glaube an eine spezielle Form des Bauens und halte das für einen möglichen Schlüssel.

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