Du hast Partner

A R C H I T E K T U R B Ü R O    Hans-Ulrich   R E I M E R S

Du hast Partner

Bitte niemanden stören

Das einfache nur „da sein zu dürfen“   ist verloren gegangen bzw. gab es noch nie. Mit welchem Recht dürfen eigentlich andere Menschen jemandem sagen, was dieser zu tun hat?

Es heißt, die Würde des Menschen sei unantastbar und dazu zählt natürlich auch, den Nächsten mit Respekt zu behandeln.   Einerseits sehnen wir uns die freie Gesellschaft herbei, aber andererseits scheitern wir, Strukturen aufzubauen, bei denen es sich erübrigt, nach der Pfeife eines anderen tanzen zu müssen. Wenn ich eingangs behaupte, „wir sind so wie wir unsere Umgebung gestalten“, dann möchte ich genau auf diese Diskrepanz hinweisen, denn letztlich ist es eine Frage der Macht, weshalb es gelingt Menschen zu befehlen oder nicht.

Es ist ein bislang ungelöstes Problem, dass wir beim Bauen immer Macht über Menschen ausüben müssen. Betrachte ich die Konsequenzen für das Erscheinungsbild unserer Umgebung, sehe ich genau hier meine Verantwortung als Architekt und suche daher nach anderen Wegen. Mein Ansatz ist es dabei, auch das eigene Gewissen zu befragen, denn nur so können den Menschen gesunde Bedingungen verschafft werden, die sich dann hoffentlich in einer natürlichen Normalität wiederspiegeln. Ich empfinde es als Unrecht, wenn immer nur bestimmte Leute den Spaten in der Hand halten, während andere sich die Rosinen aus dem Kuchen picken. Immer ist es der mit den sauberen Hosen, der demjenigen mit den Schmutzigen Weisungen erteilt. Arbeitsteilung ist zwar einerseits nachvollziehbar, weil nicht alle die gleichen Kompetenzen haben können, aber andererseits treten Gerechtigkeitsprobleme auf, sobald durch Undurchschaubarkeiten einige gleicher werden als andere. Nur krankende Gesellschaften erleben das Hamsterrad, in dem einzelne Menschen trotzdem um ihre Existenz bangen müssen. Leider vergeuden die Arbeitswilligen aber immer häufiger ihre Lebensenergie in genau so einem Endloslauf ohne Perspektive, bei dem sich lediglich das Tempo immer weiter erhöht. Bei aller Komplexität ist der Sinn der Arbeit abhanden gekommen und es erscheint, als ob trotz gesteigertem Einsatz   alles auf der Stelle tritt. Beim genauen Hinschauen kommt sogar die irrsinnige Tendenz zum Rückwärts auf. Ein selbstbestimmtes Leben will jeder führen können und wer es gelernt hat Verantwortung zu übernehmen, der kann auch etwas mit sich selber anfangen und wird aus sich heraus einen eigenen Impuls für seinen sinnvollen Beitrag für das Allgemeinwohl entwickeln. Als zentraler Lebensmittelpunkt steht zunächst das Thema Wohnen, aber Bauen findet z.B. auch im Verkehrssektor statt und dort gilt wie in allen Alltagsbereichen das gleiche.

Zwar wird einiges anders, aber ich bin davon überzeugt, dass wir uns trotzdem auf diese Weise alles zum Leben erforderliche verschaffen können. Der Garantie für Gerechtigkeit und damit dem Garanten für Freiheit mit einem Leben in Würde sind wir jedenfalls eine Abkehr von den verkorksten Gewohnheiten der Vergangenheit schuldig.

 

Es ist vorstellbar, eine Testphase parallel zum 1. Arbeitsmarkt etabliert zu bemommen